MENTALTRAINING EINMAL ANDERS BETRACHTET …
Asterix und Obelix = ideale Mentaltrainer!?
Die Leserinnen mögen mir verzeihen, dass ich mich auf zwei männliche Repräsentanten beziehe, aber in der vergleichenden Literatur fand ich leider keine weibliche Entsprechung.
Nun zu den Hauptpersonen dieses Artikels: Asterix und Obelix. Beide werden mit folgenden Worten in den Asterix-Bänden vorgestellt:
Asterix
Was bedeutet das bezogen auf menschliche Qualitäten? Hier ist es noch ganz einfach: Intelligenz im weitesten Sinne, dazu zählt mit Sicherheit auch die emotionale Intelligenz, also Beziehungen mitfühlend gestalten zu können, ganz gleich, ob es Familienmitglieder, Freunde, Mitarbeiter, Kunden oder Geschäftspartner sind.
Ferner ist er vertrauenswürdig, und das wiederum hat viel mit Integrität, Rückgrat und Geradlinigkeit zu tun, „ein Mann – ein Wort“. Und er ist abenteuerlustig. Das geht nicht ohne ein gehöriges Maß an Neugier. Genau diese Eigenschaft hat die Menschen zu neuen Ufern geführt. Neugier führt hin zu kreativen Problemlösungen, mutigen Grenzerfahrungen und persönlicher Weiterentwicklung.
Obelix
Obelix – der dickste Freund von Asterix. Seines Zeichens Lieferant für Hinkelsteine, großer Liebhaber von Wildschweinen und Raufereien, ist er stets bereit alles stehen und liegen zu lassen, um mit Asterix ein neues Abenteuer zu erleben. In seiner Begleitung befindet sich Idefix, der einzige als umweltfreundlich bekannter Hund, der vor Verzweiflung aufheult, wenn man einen Baum fällt.
Welche Qualitäten spiegelt Obelix im übertragenen Sinne wieder? Die sinnbildliche Lust auf Raufereien kann gesehen werden als Bereitschaft zur Auseinandersetzung, natürlich verbunden mit einer konstruktiven Streitkultur. Das bedeutet, sich Angriffen zu stellen, Position zu beziehen und zu seiner Meinung zu stehen. Mithin alles Fähigkeiten, die mit dem Begriff der Authentizität verbunden sind.
Die Lust auf Wildschweine könnte dafür stehen, das Leben zu genießen. Nur wer Spaß am Leben hat, es in seiner ganzen Sinnlichkeit genießen kann, wird innerlich erfüllt sein, und das durch seine Ausstrahlung nach außen transportieren. Er gibt damit den Menschen um ihn herum konkludent die Erlaubnis das Leben genauso zu genießen.
Idefix könnte als „Spürnase“ für das eigene Gespür stehen. Und da Idefix die Natur so wichtig ist, kann das bedeuten, dass der Mensch von heute ein Bewusstsein haben sollte für Umwelt, Natur und ökologische Prozesse. Wer das Eingebundensein in diesen übergeordneten Zusammenhang begreift, kennt die Zusammenhänge und Kausalitäten, die auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung basieren.
Symbolik
Es lohnt sich auch die weiteren Vorzüge der beiden Helden unter die Lupe zu nehmen, die sich symbolhaft in ihrem Äußeren offenbaren.
Beginnen wir mit Asterix:
Der Federhelm: Federn sind – so auch in vielen Stammeskulturen – „Antennen zum Göttlichen“ Auf dem Helm angebracht stehen sie für die spirituelle Verbindung „nach oben“. Das Eingebettetsein in einen übergeordneten Sinnzusammenhang (gleich welcher Religion) bedeutetet Hoffnung, Vertrauen, Sinnhaftigkeit und ist oftmals die Grundlage persönlicher Werte. Im Zusammenhang mit dem Helm könnte man auch sagen, dass Asterix unter dem „Schutz der Götter“ steht – und das kann nie verkehrt sein …
Asterix´dicke Nase: Einen „guten Riecher“ haben, bedeutet, sich auf seine Intuition verlassen zu können – das „Bauchhirn“ ist genauso wichtig, wie der Kopf. Eine große Nase kann aber auch seine Neugier versinnbildlichen („die Nase überall hereinstecken …“) – neugierig auf Menschen, auf Entwicklungsprozesse und Lösungsmöglichkeiten, auf Erfahrungen und Gefühle, neugierig auf das Leben.
Die rote Hose: Rot ist die Farbe der Kraft, Vitalität und Lebendigkeit. Hosen sind Beinkleider. Es geht also um die symbolische Energie in den Beinen. Mit ihnen bewegen wir uns, kommen voran, entdecken die Welt um uns herum. Wir laufen anderen voraus oder hinterher, erklimmen Berge und überwinden Hindernisse.
Die großen braunen Schuhe: Braun ist eine sehr erdige Farbe. Auch unsere Füße verbinden uns fest mit der Erde. Dabei geht es um fest im Leben stehen, um die eigenen Wurzeln, vielleicht sogar um Urvertrauen.
Das Schwert: Es ruht in der Scheide und eröffnet dem Träger die Möglichkeit, sich oder andere zu schützen. Es ist aber auch ein archetypisches Symbol für Klarheit, für die Fähigkeit, „etwas auf den Punkt zu bringen“ oder auch Entscheidungen zu treffen – auch wenn sie manchmal anderen wehtun.
Der grüne Gürtel, an dem das Schwert hängt: „Das grüne Band der Sympathie …“ Der grüne Gürtel kann stehen für Verbundenheit, Sympathie und somit für das Potenzial, vertrauensvolle, liebevolle und gleichwertige Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen und halten zu können.
Der Zaubertrank als Quelle seiner Kraft: Asterix weiß, wo, wie und wann er auftanken muss. Er kennt seine Potenziale und Ressourcen aber auch seinen Grenzen. Aus dieser Selbsterkenntnis heraus kann er verantwortungsbewusst handeln – sich selbst und anderen gegenüber.
Aber nun zu Obelix:
Wenn ihn auch nicht so viele Fähigkeiten auszeichnen wie Asterix, so ist das, was er verkörpert ebenso wertvoll. Seine herausragende Ressource ist die Fähigkeit, „in der eigenen Mitte“ zu sein (symbolisiert durch seine mittig angeordnete Körperfülle). Zentriert sein, in sich ruhen, Gottvertrauen und die Gewissheit, dass alles gut ist, wie es ist – das hat viel zu tun mit Annehmen und Loslassen.
Der Hinkelstein: Aus der Last ein Vergnügen machen. Obelix macht es Freude, Hinkelsteine zu tragen oder „weitzuwerfen“. Er ist in der Lage, Beschwernisse in einem neuen positiven Rahmen zu sehen.
Darüber hinaus ist er ein sehr lustbetonter Geselle, der an schlichten irdischen Späßen seinen Genuss haben kann. Er ist halt „ganz Mensch“ mit all seinen Schatten.
Ich bin überzeugt, wenn wir uns genau das gegenseitig zubilligen würden, dann stünden wir an einem Tor zu einem neuen Miteinander.