Kommunikation ist die einfachste Sache der Welt – so sollte man meinen, denn reden kann schließlich jeder. Diese Selbstverständlichkeit blendet meistens aus, dass schon die erfolgreiche Kommunikation zwischen zwei Menschen ein recht unwahrscheinlicher Fall ist. Sollte es dem Einen gelingen, die „richtigen Worte“ zu finden, so ist noch lange nicht gesagt, dass beim Anderen die abgeschickte Botschaft auch angekommen ist. Dies ist der Grund, weshalb im Beziehungscoaching bei Sylvia Bieber so viel Wert auf eine gute Kommunikation gelegt wird. Die Aschaffenburger Coachin schildet ihre Erfahrungen aus der Praxis.
Gesagt ist nicht gehört
Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz fasste oben genanntes Phänomen folgendermaßen zusammen:
„Gedacht ist noch nicht gesagt, gesagt noch nicht gehört, gehört noch nicht verstanden, verstanden noch nicht einverstanden, einverstanden noch nicht angewandt.“
Speziell in der Kommunikation zwischen Paaren wird die abgeschickte Botschaft vom Partner oft gefiltert, verzerrt und im Kontext des eigenen Weltbildes gedeutet. Zoff ist dann vorprogrammiert und beleidigte Stille oft die Folge.
Aus diesen Gründen wende ich in meinen Beziehungscoachings fünf Regeln für eine erfolgreiche Kommunikation an:
REGEL NR. 1: PAARBEZIEHUNG IST EIN LANGES GESPRÄCH
Gerade langjährige Paare reden zu wenig miteinander. „Eigentlich wollten wir einfach miteinander glücklich sein, aber es ist uns nicht wirklich möglich, miteinander zu reden.“ Dieser Satz eines Paares, das zum Beziehungscoaching kommt, steht synonym für die vielen anderen, die das gleiche Problem ähnlich formulieren.
Die Paare vermeiden das Sprechen über Gefühle. Über das, was Freude macht oder ängstigt, über Wünsche und Sehnsüchte, über die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens und über die Dinge, die in der Tiefe der Seele bewegen. Worüber gesprochen wird ist das Alltägliche und das gemeinsam zu Organisierende. Doch das Eigentliche in einer Beziehung ist nicht das Alltägliche, sondern eben das Persönliche. Und da kommt es sehr darauf an, wie wir das, was wir beim Partner wahrnehmen, interpretieren. Ein fehlinterpretierter Blick, eine falsch gedeutete Mimik eine nicht richtig ausgelegte Gestik – und schon sind Kränkungen, Streitigkeiten oder gar Sprachlosigkeit vorprogrammiert. Am schnellsten leidet das Begehren und die Erotik unter dieser Sprachlosigkeit. Doch Sexualität ist das, was ein Paar hauptsächlich ausmacht. Ansonsten könnte man ja auch eine Wohngemeinschaft führen. Denn selbst die Kindererziehung benötigt keine Paarbeziehung.
Insofern gehören regelmäßige wöchentliche „miteinander reden – Zeiten“ zur gemeinsamen Vereinbarung. Diese werden in den Terminkalender eingetragen und ebenso wichtig genommen, wie geschäftliche Termine.
REGEL NR. 2: EMPATHIE ÜBEN
Wenn das Gespräch wieder in Gang gekommen ist, ist es auch wichtig, die Sichtweise des Partners verstehen zu lernen. Ein einfühlsamer Gesprächspartner versucht zumindest die innere Erlebniswelt des Anderen zu verstehen. Denn so wie jeder Einzelne die Welt wahrnimmt, seine ureigene Wirklichkeit wahrnimmt, so wirkt sie auch für ihn. Er bewertet das Wahrgenommene und entwickelt diesbezüglich passende Gefühle. Aus diesen Gefühlen heraus handelt er.
Vielen Menschen ist dies nicht bewusst. Sie glauben, dass die Art, wie sie die Dinge betrachten, die einzig richtige oder mögliche ist. Sie gehen von dem Standpunkt aus, dass ihre Sicht der Realität die ausschließlich wahre Realität ist. Dies führt nicht nur zu Unverständnis und Intoleranz zwischen einem Paar, sondern auch zu vielen dadurch hervorgerufenen Problemen.
REGEL NR. 3: ZUHÖREN OHNE BEWERTUNGEN
Wirklich hören, was der Partner mitteilt, ist aktives Zuhören ohne Bewertung. Dieses bedingt, dass die eigenen Gedanken, Erlebnisse, Empfindungen und Meinungen, die guten Ratschläge, Kritiken, Wertungen und Missstimmungen zurückgehalten werden. Dafür ist es sinnvoll, sich innerlich folgende Fragen zu stellen:
– Was sagt mein Partner mir wirklich?
– Was erhofft er sich von mir?
REGEL NR. 4: VERTIEFEND NACHFRAGEN
Damit der Partner spüren kann, dass ihm bewertungsfrei zugehört wurde, ist es nötig, ihm zu sagen, was verstanden wurde, bzw. gegebenenfalls vertiefend nachzufragen. Damit überprüft der Gesprächspartner, ob das, was er gehört und verstanden hat auch das ist, was der Andere tatsächlich meint. Somit hat der Partner die Möglichkeit das Gesagte zu überprüfen, ohne sich missverstanden zu fühlen.
REGEL NR. 5: SAGEN, WAS ICH WIRKLICH MÖCHTE
Eine weitverbreitete Unsitte unter Paaren ist die Annahme, dass der Partner wissen muss, was man wirklich möchte – „schließlich sind wir ja schon seit 27 Jahren verheiratet, da müsste er/sie doch wissen, dass ich gerne Käsekuchen zum Kaffee essen möchte.“ Was spricht dagegen, klar seine Wünsche zu äußeren und damit dem Partner die Möglichkeit zu geben, diesen entweder zu entsprechen oder aber seine eigene Sichtweise dazu zu äußern?
Wenn diese fünf Regeln in der Kommunikation beachtet und angewandt werden, verändert sich die Beziehung fast unmittelbar. Das kleine Pflänzchen der Liebe, welches unter Missverständnissen, Sprachlosigkeit, Trotz oder Frust begraben war, sucht sich seinen Weg an die Oberfläche und möchte gehegt und gepflegt werden. Sollte dies geschehen, kann daraus eine neue liebe- und vertrauensvolle, glückliche Beziehung erwachsen.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Kommunikation!