Online-Seminare, Online-Kongresse, Telefonkonferenzen und was nicht alles, schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie sparen Zeit, Anfahrtswege, Geld und Engagement. Ja, es stimmt, sich im Hausanzug an den PC zu setzen, rein zu klicken in ein Online-Seminar, zuzuhören, was der Leiter auf das Thema bezogen zu sagen hat, hin und wieder eine Frage stellen, schriftlich oder mündlich, all dies klingt verlockend. Kein Koffer packen. Keine Überlegungen hinsichtlich wie komme ich an den Seminarort? Mit wem werde ich eventuell ein Zimmer teilen? Ist die Autobahn frei? Soll ich lieber die Bahn nehmen? Muss ich dafür Urlaub beantragen? Wird mir dort das Essen schmecken? Sind die Matratzen hart oder weich genug? Komme ich mit den übrigen Seminarteilnehmern aus? Alle diese Überlegungen fallen weg.
Doch es fällt noch viel mehr weg. Es fällt das weg, weshalb ich bisher immer noch an dieser Retro-Version der Ausbildungsvermittlung festhalte: Z. B. die morgendlichen Umarmungen bei der Begrüßung ebenso wie die abendlichen. Die Unterhaltungen zwischen den Teilnehmern während der Pausen, die soviel an Inhalt transportieren, dass es kaum aufzuwiegen geht. Aspekte, die mir als Leiterin wichtig sind, weil sie es mir ermöglichen, die Inhalte so zu transportieren, dass sie von den Teilnehmern genommen werden können. Der Gruppenzusammenhalt, bzw. das Spiegeln und Triggern untereinander.
Während der Präsenz-Seminare bin ich selbst so präsent, dass ich fast jeder Regung der Teilnehmer wahrnehme, selbst subtile. Z. B. die zusammengekniffenen Augenbrauen , die mir zeigen können, dass der ein oder andere Teilnehmer mit den Inhalten vielleicht nicht konform geht, dass ich nochmal nachfragen darf, was eventuell nicht verstanden wurde. Das Zucken von Augenlidern oder das Malen von Kiefern gibt mir weitere Zeichen. Ich sehe, wenn die Füße zappeln oder die Finger nervös auf der Tischkante spielen. Beim Umarmen spüre ich den Herzschlag der Person, nehme vielleicht ein leichtes Zittern des ganzen Körpers wahr, ein tiefes Einatmen oder einen leisen Seufzer. Ich spüre, wenn jemand in meinen Armen nachgibt, sich hingibt, endlich loslässt. Ich kann eingreifen, wenn die praxisorientierten Inhalte beim Teilnehmer einen emotionalen Prozess auslösen, kann diesen sogar initiieren, damit sich Blockaden lösen und Ängste überwunden werden können.
Wer fängt bei Online-Seminaren, auch Webinare genannt, die Teilnehmer auf, wenn Knöpfe gedrückt werden? Wohin mit der Wut, die eventuell losgetreten wurde? Was soll mit der Trauer passieren, die vielleicht aufgewacht ist? Mit wem spricht der Teilnehmer, über Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit, wenn diese bei der Bearbeitung der Unterlagen auftauchen?
In diesem Sinne könnte ich hier noch weiter schreiben. Für mich spricht ganz viel für die Ausbildung im Retro-Stil. Natürlich sind die eingangs erwähnten Gründe für Online-Ausbildungen ebenfalls gewichtig. Wägen Sie selbst ab. Fragen Sie Ihr Herz, was es möchte. Ich möchte nach wie vor mein Wissen aus 25 Jahren hauptberuflichem Coachdasein, persönlich weitergeben. Auch wenn der digitale Weg der einfachere ist. Doch einfach ist nicht immer im Einklang mit der Seele.